Junker Hansens Kehle

Vor einigen Hundert Jahren war im Barnimer Land das Geschlecht derer von Reutzen ansässig. Nach Herzenslust fröhnten sie ihre Jagdleidenschaft. Oft genug ging es dabei querfeldein, ohne Rücksicht auf die Äcker der Bauer. Da weissagte einmal eine alte Frau, das Geschlecht derer von Reutzen werde durch das Jagen erlöschen. Eines Tages jagte Junker Hans in der Nähe der Pritzhagener Mühle hinter einem starken Hirsch her.
Da scheute das Pferd. Es stand vor einer der tiefen, steil abfallenden Schluchten, Kehlen genannt, die in Tornow das Gelände durchziehen. Doch der Junker dachte nur an den Hirsch, der den Sprung in die Schlucht gewagt hatte. Ohne Besinnen trieb er das Pferd hinterher. Während sein Pferd mit zerschmetterten Gliedmaßen verendete, raffte sich Hans wieder auf. Auch der Hirsch war mit dem Leben davongekommen, jedoch zu Tode erschöpft. Da ihm in den tiefen Kessel kein Ausweg blieb, wagte der Hirsch einen verzweifelten Anlauf und durchbohrte den Junker mit seinem Geweih. Seit jener Zeit ist es in der Schlucht bei der Pritzhagener Mühle nicht mehr geheuer. Junker Hans findet keine Ruhe, heißt es. Noch immer hetzt er in wilden, stürmischen Nächten durch den Wald. Wer ganz aufmerksam lauscht, kann sein helpt, helpt hören.